Babyproofing - oder auch Sicherheit im Haushalt und Unterwegs

Einen kleinen Menschen beim Wachsen zu begleiten ist die schönste, aber auch die schwerste und anstrengendste Sache der Welt. Nicht zuletzt, weil überall Dinge lauern, die für die kleinen Menschen Lebensgefährlich sein könnten. Zum Glück schaffen wir es heutzutage meistens die Kleinen soweit durchzubringen, dass sie einigermaßen selbstständig in die Welt hinausgehen können.

 

Es gibt aber Momente, da denkt man, dass man doch nur eine Sekunde weggeschaut hat, und schon ist es passiert. Babys und Kinder sind manchmal gefühlt schneller als der Schall. Niemand kann sie zu 100% immer und überall vor allen Gefahren schützen.

 

Ich habe mal einen Satz gehört, den ich für wahr halte: Keine Kindheit verläuft ohne Narben. Nachdem ich 3 Kinder einigermaßen erfolgreich durch die Kleinkindzeit gebracht habe und 13 Jahre viele, viele Kinder hab aufwachsen sehen, habe ich hier einige Dinge zusammengetragen, die Ihr beachten könnt um Euch und Eurem Kind diese Zeit etwas einfacher zu machen. Mein Mann, der bei der freiwilligen Feuerwehr arbeitet und auf Notfälle ausgebildet wurde, hat mir ebenfalls sehr bei der Liste geholfen.

 

Da jedes Kind, und jede Familie unterschiedlich ist, nimmt Euch die Dinge heraus, die ihr für Euch schlüssig findet. Gut wenn ihr die Möglichkeiten der Gefahren im Hinterkopf behält.

 

Als ich das Wort Babyproofing hörte, dachte ich zuerst; Was für ein Schmarrn. Eine neue Nische der immer gigantisch werdenden Babyindustrie um noch mehr Kole aus den eh schon so gebeutelten Eltern heraus zu locken! Das kommt wieder aus den USA! Ich werde nicht mein Haus auspolstern wie einen Indoor-Spielplatz; ich brauchte nur 2 Dinge, die ich anderen Eltern wirklich empfehlen kann:

 

o   Laufgitter

 

o   Treppenschutzgitter

 

Und die Pikler-Weißheit:

 

Setzt oder stellt Eure Kinder nie, nie, nie auf Dinge, die sie noch nicht selbst erklimmen können.

 

Wenn ihr es irgendwie einrichten könnt… Wenn es nicht anders geht, sichert es so gut es nur geht und haltet immer Eure Hände beim Kind. Eine Freundin setzte ihr Kind direkt zwischen sich und ihren Mann aufs Sofa.  Es kippte herunter, mit dem Kopf auf den Couchtisch und musste im Krankenhaus genäht werden. Kinder können die Höhe visuell (allein mit den Augen) noch nicht einschätzen und verhalten sich als wären sie auf dem Boden.

 

Ich rate jedem sich in „Erste Hilfe am Kind“ z. B. beim Deutschen Roten Kreuz ausbilden zu lassen. Es gibt ja doch einige Gefahren, die man sich gar nicht so bewusst macht, wenn man sein erstes Kind bekommt oder sich die gefahren länger nicht mehr vor Augen geführt hat. Es ist gut sich ein paar Dinge immer wieder ins Bewusstsein zu rufen.

 

Meine Zusammenstellung ist dann doch recht umfangreich geworden, erhebt aber nicht den Anspruch an Vollständigkeit. 

im Auto

 

Die meisten tödlich verlaufenden Kinder-Unfälle passieren im Straßenverkehr, und zwar zum weitaus größtem Teil im PKW der eigenen Eltern. Wenn ihr nach Autositzen für Kinder schaut, lohnt es sich nach „Reebordern“ zu googeln. Das sind nach hinten gerichtete Sicherheitssitze, die auch für ältere Kinder sinnvoll sind. Sie senken die Unfallschwere erheblich.

 

Lasst die Kinder NIE! Auch nicht für 2 Minuten in eurem Auto alleine. Euch kann was passieren, und keiner weiß, dass das Kind im Auto ist. Innerhalb von Minuten kann bei Sonnenschein die Temperatur auf über 40 grad und mehr steigen. Ein anderes Auto kann in Eures reinfahren, ein Dieb schlägt eure Autoscheibe ein, die Garage (oder das anliegende Gebäude) kann in Brand geraten, (mein Mann rückt gefühlt 1x die Woche aus, um eine brennende Tiefgarage zu löschen!) das Grundstück wird großflächig abgesperrt… Alles schon passiert! Und es können viele andere unvorhersehbare Dinge passieren!

 

Bitte nie dem Kind während der Fahrt Essen/Knabberzeug geben. Wenn es sich verschluckt, habt ihr zu wenig Zeit um stehen zu bleiben und euer Kind zu retten. Beim Trinken aus Glasflaschen können beim Bremsvorgang die Zähne ausgeschlagen werden.

 

Kinder können sich Finger in die Autoscheiben einklemmen. Bitte immer die Kindersicherung einschalten und Kinder nicht am Fensterschalter spielen lassen. Beim Schließen der Türen auf Kinderfinger achten! Türen und Fenster im Auto waren oft gründe für Fingerverlust bei Kindern.

 

Mein Fazit: Geht so viel wie möglich zu Fuß, um die Verkehrssicherheit zu üben.

draußen

Die zweithäufigsten tödlichen Unfälle bei Kindern passieren durch Ertrinken! Planschbecken, Teich, Eimer mit Wasser, Regentonnen und sogar Blumentopfuntersetzer sind eine große Gefahr! Kinder bis 4 Ertrinken lautlos! D.h. sie verfallen in eine Art Starre, sobald Nase und Mund das Wasser berühren. Sie Zappeln nicht und schreien nicht. Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können, müssen im Wasser jeden Augenblick beaufsichtigt werden! Schwimmhilfen können sehr gefährlich sein! Sie gaukeln eine gewisse Sicherheit vor, die sie nicht leisten können. Besonders die Schwimmringe, in die die Kinder gesteckt werden können umkippen ohne dass das Kind sich dagegen wehren kann und das Kind ertrinkt kopfüber.  

 

Wenn du einen Gartenteich hast, ist die einzige sichere Methode das Kind vor dem Ertrinken zu bewahren das Trockenlegen des Teiches.

 

Beim Grillen draußen nur festen Grillanzünder benutzen. Flüssiger Grillanzünder kann explodieren und das Kind, dass sich in genau dieser Höhe befindet schwer verbrennen. Das ist wirklich eine ernste Gefahr! Bei Verbrennungen, die größer als ein halber Arm oder ein halbes Bein sind nicht kühlen sondern 112 rufen! Organversagen und Tod können die Folgen sein.

 

Spielplätze sind sehr oft nicht für Kinder unter 3 geschaffen. Kinder überschätzen sich dort oft. Auf Spielplätzen kletternde Kinder unter 3 Jahren müssen IMMER von unten gesichert werden. Ich habe einen Querschnittsbruch eines 2-Jährigen von einer Spielplatzkletterwand hautnah miterlebt. Er ist nun 9 Jahre alt und ein fröhlicher kleiner Junge, der aber nicht wieder laufen kann.

 

Kind mit Fahrradhelm gehört auf ein Fahrrad, nicht auf den Spielplatz. Das Kind nie mit Helm auf dem Kopf spielen, klettern lassen. Strangulationsgefahr!

 

Schaukeln sollten Kinder nur wenn sie es selbst bereits schaffen hoch zu kommen. Kleinkinder von Schaukeln fernhalten! Sitzhängematten (können sehr praktisch sein) bergen aber eine ähnliche Gefahr, plus die, dass sie noch eine sehr harte und schwere Holzstange haben, die in Höhe eines Babys sein kann, das gerade auf dem Arm getragen wird. Da bitte auch sehr, sehr vorsichtig!

 

Trampoline sind sehr gefährlich. Sicherheitsnetze sind dringen erforderlich. Es darf sich immer nur eine Person auf einem Trampolin befinden. Nie die Kinder an den Händen ziehen beim Trampolinspringen. Nicht von Trampolin hinunterspringen, nicht darunter verstecken!

 

Kind nie alleine im Einkaufswagen stehen lassen! Kinder können rausklettern und herunterfallen. Sie können von fremden mitgenommen werden! Dann so schnell wie möglich reagieren und Mitarbeiter um Ausruf bitten; Kind genau beschreiben!

 

Ebenso wenn ein Kind plötzlich an einem öffentlichen Platz verschwindet. Sofort alle Umstehenden Informieren und das Kind beschreiben! (Passiert gefühlt jedem mal! 60.000 Kinder werden jährlich als vermisst gemeldet! Zum Glück geht es meistens gut aus.) In Freizeitparks schreiben wir den Kindern mit Filzstift die Handynummer auf den Unterarm (es gibt auch SOS-Armbänder zu kaufen)

 

Bei Laufanfängern die gerne an stark befahrenen Straßen laufen üben wollen, hat sich ein Kindergeschirr gut bewährt; oder ein kleiner Rucksack mit Leine.

 

Fahrbare Geräte wie Bobby Cars o.ä. sind höchstens ab 2-3 Jahren geeignet, wenn das Kind das Laufen bereits sehr gut beherrscht. Elektronische Autos ö.ä. sind sehr gefährlich und absolut ungeeignet für Kinder, so süß und witzig die auch für uns aussehen.

 

Die Geschwindigkeit von Laufrädern wird oft unterschätzt. Wir hatten eine Hundeleine an den Sattel befestigt, aber auch die Kinder oft unterschiedlich steile Hügel runter fahren lassen. Sie konnten sich oft sehr schnell sehr gut einschätzen. Fahrradhelm kann auch da schon sehr von Vorteil sein.

 

Fahrräder mit Stützrädern hatten wir nie. Stützräder bringen dem Kind nicht Fahrradfahren bei. Besser das Laufrad benutzen lassen, bis es das Gleichgewicht halten kann. Dann geht Fahrradfahren von allein.

 

Manche Fachleute raten vom Kauf von Springtieren oder Springbällen ab. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Sie fallen schnell um, wenn das Kind nicht damit vertraut ist, denn sie sind ja kein stabiles Turngerät.

 

Alle Art von Säulen, Pollern, Bäumen und sonstigen im Weg herumstehende, längliche, nach oben ragende Gegenständen (auch andere kleine Menschen) wirken geradezu magnetisch auf Kinder! Ebenso wie Hundehaufen, Treppen und große Pfützen und Wasserstellen! Es ist unerklärlich, aber es ist so. Nicht wundern! 

im Haus

Der Anteil der Erstickungstode durch zu lange und lose herabhängende Schnüre bei Kindern unter 5 Jahren beläuft sich auf etwa 20%. Z.B. durch herabhängende Jalousiekordeln. Es gibt viele anderen Jalousiearten oder „Slider“ zum Nachrüsten. Lasst Euch da im Baumarkt o.ä. beraten, wenn ihr Schnur-Jalousien zu Hause habt. Herunterhängende Kabel und solltet ihr sichern! Kinder haben sich an bereits Wandlampen erhängt. Manche Dinge können herunterfallen, das Kind erschlagen! Ebenfalls jegliche Art von langen Schnüren, Riemen, Ketten. Kinderklamotten sollten keine Korden, Senkel o.ä. dran haben. Kinder haben sich an Kapuzenpullovern mit Kordeln erhängt! (ein Kind ist neulich durch ein Gebüsch gelaufen und hat sich am Ast erhängt und ist gestorben. Das kann wohl sehr schnell gehen.)

 

Regale, Schränke an die Wand dübeln (mit Winkeln, die oft dabei sind) Kinder klettern an Regalen hoch, werden davon erschlagen. (Fingerklemmschutz bei Schränken und Schubladen sind meist nicht nötig.)

Gegen das Einklemmen an Türen haben sich Türstopper bewährt.